Schimmelbefall im Wohnraum – was tun?

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Im Winter hat er Hochsaison: Der Schimmelpilz an Aussenwänden und Ecken. Vor allem Altbauten sind betroffen. Wie entsteht er? Und ist immer der Mieter schuld?

Wie entsteht Schimmel?

Schimmelpilz braucht als Grundlage Feuchtigkeit und eine organische Nahrungsgrundlage, die im Wohnbereich hauptsächlich von Holz, Tapeten, Textilien, Leder, dispersiven Farben und Staub angeboten wird. Die nötige Feuchtigkeit entsteht meistens durch Kondensation von Raumluft an kalten Stellen, in seltenen Fällen durch Wasserschäden. Ist es über längere Zeit oder immer wieder feucht, fängt das Wachstum an.

Die Risiken

Einerseits führt Schimmel zu Schäden an Material: Kleider und Räume riechen unangenehm, Oberflächen faulen etc. Für den Menschen sind allerdings die unsichtbaren „Invasoren“ gefährlicher: Zur seiner Verbreitung entsendet flächig ausgebreiteter Schimmel seine Sporen in grosser Anzahl in die Raumluft. Diese können zu akuten allergischen Reaktionen vorab der Atemorgane und sogar zu Vergiftungsercheinungen (u.a. Kopfschmerzen) führen.

Wer ist nun schuld?

Sowohl hohe Luftfeuchtigkeit als auch tiefe Oberflächentemperatur der Aussenwände und -ecken sind die grundlegenden Ursachen für Schimmelbefall. Jedoch kann nur mit bauphysikalischen Messungen und Kenntnissen eine Bestimmung der heiklen Aufteilung der Verantwortung zwischen Mieter und Vermieter beurteilt werden. Der SIA hat Normwerte sowohl für die zulässige Raumfeuchte pro Jahreszeit als auch für die zulässige Oberflächentemperatur festgelegt.

„Richtig“ lüften

Wenn ein Mieter der Verwaltung Schimmelbefall meldet, lautet die Standard-Antwort: „Sie müssen halt besser lüften!“ Entsprechende Merkblätter sind bei Verbänden und auch im Internet vorhanden. Aber selbst wenn jemand „richtig lüften“ zu verstehen scheint, zeigt die Überprüfung des tatsächlichen Verhaltens oft erstaunliche Missverständnisse und Mängel. Je nach Feuchteeintrag und Grösse der Wohnung sind drei bis fünf Mal Querlüften nötig, d.h. möglichst viele Fenster ganz öffnen für 5-10 Minuten. Neue Fenster bei Altbauten können ein hohes Befallrisiko darstellen, wenn die Bewohner nicht wirksam auf die neuen Lüftungserfordernisse instruiert werden.

Reicht Übermalen?

„Mit Javelwasser abwaschen und neu malen“ ist das (begrenzte) Patentrezept gegen Schimmelbefall. Auch fungizide (pilzabwehrende) Farben sind höchstens kurzfristige Symptombekämpfung. Eine nachhaltige Sanierung ist ohne vollständige Schimmelentfernung und Beseitigung der bauphysikalischen Ursachen nicht möglich.

Energetisch sanieren

Die Königslösung gegen Schimmel ist die energetische Sanierung eines Gebäudes. Mit einer korrekt ausgeführten Fassadendämmung entfallen heikle Wärmebrücken bzw. zu kalte Oberflächen. Dadurch sinkt das Schimmelrisiko enorm. Allerdings ist aus finanziellen Gründen eine vollständige energetische Sanierung bei alten Mehrfamilienhäusern nicht immer möglich. In solchen Fällen stellt sich die Herausforderung einer optimalen Teilsanierung, bei der der Kosten-Nutzen-Vergleich für Vermieter und Mieter positiv ausfällt.

Moder im Keller

Im Keller stellt sich die Gefahrenlage anders dar. Während Altbau-Wohnungen im Winter unter Kondensation an Wärmebrücken leiden, fördert im Sommer die feuchtwarme Außenluft den Schimmelbefall im Keller. Gelangt diese durch gut gemeintes Dauerlüften an die kalten Kellerwände, kommt es wiederum zu Kondensation und Schimmelbefall. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt durch die Abkühlung warmer Luft, und so fangen auch gelagerte Textilien, Schuhe usw. an zu schimmeln. Lüften ist für kühle Keller nur sinnvoll, wenn die Außentemperatur niedriger liegt, im Sommer also nur frühmorgens, wenn die Luft abgetaut ist. Ansonsten sollten Kellerfenster und -türen geschlossen gehalten werden. Sind die Mauern zusätzlich von außen durchfeuchtet, wird die Situation noch prekärer. Feuchte Mauern tragen erstens zu hoher Luftfeuchtigkeit bei und bleiben zweitens kühler, was die Kondensation an ihren Oberflächen fördert.

Erfolgskontrolle

Dank moderner Technik ist es ohne großen Aufwand möglich, mit sogenannten Datenloggern (Mini-Aufzeichnungsgeräten) Raumklima und Oberflächentemperaturen von sanierten Räumen über lange Zeiträume zu überwachen und auszuwerten. Damit kann die Nachhaltigkeit einer vorgenommenen Sanierung sowie die korrekte Belüftung überprüft werden.

Es ist wichtig, Schimmelbefall frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sowohl die Gesundheit der Bewohner als auch die Substanz des Gebäudes zu schützen. Eine umfassende Schimmelsanierung erfordert die Beseitigung der Ursachen, eine sachgemäße Entfernung des Schimmels und gegebenenfalls eine energetische Sanierung des Gebäudes. Es empfiehlt sich, bei schwerem Schimmelbefall einen Fachmann für Schimmelbeseitigung und Sanierung hinzuzuziehen, um das Problem effektiv anzugehen und langfristige Lösungen zu finden.

Oft beginnt der Schimmelbefall mit Feuchtigkeitsflecken in einer Ecke und breitet sich dann Schritt für Schritt aus.
Oft beginnt der Schimmelbefall mit Feuchtigkeitsflecken in einer Ecke und breitet sich dann Schritt für Schritt aus.
Bei Schimmel lohnt es sich, frühzeitig zu reagieren, denn wer zu lange wartet, riskiert grössere Schäden an der Bausubstanz, wie hier hinter einer fehlerhaften Innendämmung.
Bei Schimmel lohnt es sich, frühzeitig zu reagieren, denn wer zu lange wartet, riskiert grössere Schäden an der Bausubstanz, wie hier hinter einer fehlerhaften Innendämmung.
Zur Schimmelsanierung wird der befallene Bereich idealerweise abgetragen und neu aufgebaut, zum Beispiel mit einer kondensationstolerante Oberflächenbeschichtung.
Zur Schimmelsanierung wird der befallene Bereich idealerweise abgetragen und neu aufgebaut, zum Beispiel mit einer kondensationstolerante Oberflächenbeschichtung.
Es gilt aber auch Ursachenbekämpfung zu betreiben, zum Beispiel durch Dämmung der Wände. Weitere Möglichkeit: Eine zusätzliche Beheizung kalter Stellen wie zum Beispiel Fensterbänke.
Es gilt aber auch Ursachenbekämpfung zu betreiben, zum Beispiel durch Dämmung der Wände. Weitere Möglichkeit: Eine zusätzliche Beheizung kalter Stellen wie zum Beispiel Fensterbänke.
Besonders wichtig ist regelmässiges Lüften. Alternativ kann auch eine hydrostatische Lüftung eingebaut werden.
Besonders wichtig ist regelmässiges Lüften. Alternativ kann auch eine hydrostatische Lüftung eingebaut werden.